Sonntag, 25. November 2007

Wintereinbruch

Four inches, oder besser gesagt 10 cm Schnee fiel in der Nacht von Montag auf Dienstag. Da musste Colleen schon ein wenig schaufeln, um zur Arbeit fahren zu können. Zum Glück hat das Mädel immer einen starken Burschen an der Angel, der sich gerne beweisen darf.


Ich für meinen Teil musste mich auch beweisen. Nicht vor Colleen, sondern vor Markus und Thomas. Die Beiden haben mir nämlich beigebracht Ski zu fahren. Ja, es hat zwar 25 Jahre, zwei mal Langlauf und eine Woche snowboarden gebraucht, aber jetzt bin ich Skifahrer! Noch nicht Weltklasse, jedoch schon eher Fahrer als Stürzer. Wer sich Überzeugen will, dem sei der Link auf das Youtube-Video ans Herz gelegt. Kompetente Persönlichkeiten haben schon Ihre Begeisterung kund getan. (Danke Amelie!)

Copper Mountain ist mein Skigebiet - eines von Vielen in Colorado. Es ist ziehmlich groß im Vergleich zu alpinen Hängen, habe ich mir sagen lassen und der Saisonpass ist für Studenten erschwinglich. Natürlich bin ich bei der ersten Auffahrt beim Aussteigen hingefallen, doch seitdem nicht mehr. Amerikaflaggen, wie hier auf dem Bild, hängen übrigens überall. Man ist eben Stolz auf solche Skigebiete.


Und dann war da natürlich noch ein Fest zu feiern. Da auch in den USA die Zeit vergeht, kam der 11.11 und mit ihm mein Geburtstag. (Vielen Dank für all die guten Wünsche aus der Heimat!) Hier seht Ihr mich mit Sandra (Schweden), Nina (Australien), Karl (Schweden) und Brandon (USA). Thomas (03.11) und ich hatten in seinem Haus eine Party organisiert, zu der ca. 40 Leute gekommen sind. Da die Qualität der Bilder auf mysteriöse Weise mit fortgeschrittener Stunde abnahm (einziges Indiz, es wurden Fingerabdrücke des Fotographen auf dem 80l Bierfass gefunden), habe ich mich entschlossen, es bei dem Einen zu belassen...


Colorados Wettergott sei dank! Egal ob August oder November, der Himmel ist (fast) immer blau und die Sonne strahlt mich (fast) jeden Morgen an. Ich freue mich, dass ich Euch hier also noch ein paar Bilder einer absoluten Traumtour zeigen darf, die ich letzte Woche mit Thomas und Andrew (hiking club) gegangen bin.
Zur moderaten Uhrzeit von 5.30 Uhr morgens verließen wir Boulder, um den ganzen Tag ausnutzen zu können. Unser Ziel war es 3,5 14er zu besteigen, d.h vier Berge über 14000 Fuß, wobei der Eine nicht als echter 14er gezählt wird, da die Senke zwischen ihm und den anderen Bergen nicht tief genug ist. Eine absolute Königstour, auf der wir sage und schreibe nur einen Menschen getroffen haben.


Größte Gafahr auf dieser technisch einfachen Route, war der extrem starke Wind, der uns auf dem Übergang von Mount Lincoln zu Mount Brass überraschte. Plötzliche Windböen trieben uns vier, fünf Meter weit vom Weg ab. Teilweise mussten wir uns nah an den Boden kauern, das Gesicht mit den Handschuhen geschützt, um nicht von aufgewirbeltem Staub und Steinen getroffen zu werden.


Doch was schaden Kälte und Wind, wenn dass Augen solchen Reizen ausgesetzt ist... (Der Gipfel am Ende des Grades ist Mount Democrat, Nummer drei auf unserer Route)


Da kann die Freude schon mal mit einem durchgehen. Absolut madness - freak out - I love these mountains!


Einsamkeit 4000m über Null. Nur drei Schatten auf dem Weg zu Mount Lincoln, den wir zwangsweise sogar zweimal bestiegen haben (die stumpfe Spitze rechts oben im Eck).


Vermehrten Nachfragen, ob sich der Forschungsnebel denn schon gelichtet habe, möchte ich weise entgegnen: Liebe Freunde, so einfach ist das nun auch nicht mit der Wissenschaft!
Aber im Ernst, es gibt Fortschritte, in meinem Fall erstmal die Festlegung zweier überschaubarer Projekte für die nächsten Wochen. Was dabei rauskommt steht in den Sternen, aber ich bin motiviert und es macht Spass! Worum gehts? Hm, man kann sagen um die Frage wie gut ein Wolke kalten Gases über eine ungeordnete Hindernisslangschaft gelangt.

Newsflash:
- Heute Nachmittag habe ich vier Stunden Football angeschaut. Gibts nicht, die Broncos haben in Overtime gegen Chicago verloren - und das mit zwei Touchdowns Vorsprung im letzten Viertel! (Ach Klaus, wie gerne würde ich die Zeit zurück drehen...)
- Tofurkey ist der letzte Schrei! Kellys Oma ruled! Wie das zusammen passt erfahrt Ihr, wenn ich von Thanksgiving berichte.
- Letzten Sonntag Verdis "La Traviata". Unspektakuläre, solide Inszenierung im hervorragend ausgestatteten Denver Opernhaus mit schwachem Alfredo und wunderbarer Violetta.
- Ich versuche ein neues Buch zu lesen. Am Gatsby bin ich erstmal gescheitert. Jetzt versuche ich es mit Geschichte über die Unabhängigkeitserklärung der USA.

Soviel für heute,
genießt die gemütliche Zeit!
Mit lieben Grüßen,

Euer Boris

Donnerstag, 1. November 2007

Halloween und der Tag danach

Liebe Freunde,

der Trockner in der Küche dreht seine Runden und steht doch auf der Stelle. Im Sekundentakt hallt ein dumpf blechernes Geräusch durch das Haus. Die Türe zu schließen hat keinen Sinn, denn Schallisolierung haben die hier leider vergessen. Aber warum auch - im Zimmer sitzt ein grinsender Boris. Denkt sich: "mei der Tobi ist schon ein Pfundskerl!", denn ich habe gerade Timphu Tobis neue Einträge im Blog gelesen. Das ist schon toll, dass er sich dorthin aufgemacht hat. Sicher auch nicht ganz easy going - aber was eine Erfahrung!

Hier im Wilden Westen wird es dabei richtig frostig. Gestern Abend, bestimmt 0 Grad, aber ich eisenhart auf dem Fahrrad ohne Handschuhe. Dafür aber mit weißem Gesicht und schwarzen Lippen. Kein Scherz! Es ist Halloween! (nicht zu verwechseln mit "Hallo Wien") Und das heißt alle, wirklich alle verkleiden sich. Also lässt der Boris mal kurz seine dunkle Seite raushängen und geht als toter Mann (eigentlich Nosferatu, aber den kennt hier keiner) Ja und das wird dann richtig lustig, wenn so ein Haufen Jecken den Gangsta Rap aufdrehen und die Ladies nichtvorhandene Röcke durch die Luft schleudern. Es ist hier nämlich brauch unter den college kids, dass die Jungs verrückt und die Mädels vor allem "hot" auftreten. Das kriegen die auch ganz gut hin, kann ich Euch sagen. Hier macht der Ausspruch "cooles Kostüm" endlich Sinn, obwohl wie gesagt wenig Kostüm vorhanden ist. Zu aller Party herrlichem Überfluss gabs dann gestern noch den llegendären "naked pumpkin run". Da rennen tatsächlich ein paar Dutzend nackte Menschen mit ausgehöhlten Kürbissen auf dem Kopf die Fußgängerzone herunter. Johlende Manschen am Strassenrand und keuchende Hobbyfilmer und Lokaljournalisten hinterher. Zu sehen gibts das ganze einfach und bequem auf meiner Linkliste bzw. bei youtube. Heute ist der Tag danach, die Sonne scheint, ich genieße das neue Radiohead Album. Es ist alles gut.

Was hällt mich sonst noch so in Atem. Nun, da wäre zunächst mal ein gepflegter Wochensportplan zu erwähnen, der sich eingebürgert hat. Einmal ins Fitnesstudio, einmal laufen, freitags Fußball und am Wochenende ne Wanderung. Übrigens addiert sich demnächst auch noch Skifahren hinzu. Nach langem hin und her ist klar, ich lerne Skifahren. Morgen kaufe ich Pass und Ausrüstung. Wünscht mir Glück - Hals und Beinbruch! Ich bin total aufgeregt. Hoffentlich krieg ich das hin...

Wer jetzt denkt ich chille nur rum und schaff nix, der hat sich geschnitten. Im Moment kaue ich ganz schön an meinem Forschungsknochen. Das schwierige ist, man muss sich alles selbst überlegen, sogar die Frage, die man an sich stellt. Übungsaufgaben sind ja schon fertig formuliert und man hat guten Grund zu der Hoffnung, dass das Problem eine schöne Lösung besitzt. Tja, das ist jetzt nicht mehr der Fall und so kämpfe ich gerade damit, zu klären, was ich denn eigentlich berechnen könnte und warum es Sinn macht, das zu tun. Wer ne Idee hat, kann mir gerne schreiben...

Dann ist da noch das International Student Festival, von dem ich auch schon erzählt habe. Langsam beginnt dafür die ernste Zeit. Seit letzter Woche bin ich in der Programm Commitee. Zusammen mit drei anderen internationalen Zeitgenossen werde ich mich um Werbung, Betreuung und Organisation des Abendprogramms kümmern. Heute sind wir z.b mal die Räumlichkeiten abgegangen. Letztes Jahr wars wohl ziehmlich eng - 3000 Leute - das heißt einen neuen Raumplan brauchen wir schonmal, und dann noch... Ach was, findet sich schon. Macht Spass. (Nur reden die teilweise zu viel bei den Treffen. Wisst schon, der Eine hat noch eine wichtige Mitteilung und die Andere eine Frage...)

Ansonsten versuche ich verzweifelt ein Buch zu lesen. Der große Gatsby heißt es und ist bestimmt gut, aber ich bin so faul, das jede Seite tagelang warten muss, bis sie gelesen wird. Das hat das Buch eigentlich nicht verdient. Ich schaue aber auch nicht viel fernsehen, versprochen! (wenn auch mehr als daheim) Wichtigstes Ereignis, das ich am Bildschirm verfolgt habe: die Colorado Rockies haben trauriger Weise sang und klanglos das Baseballfinale verloren. Trotzdem ein tolles Team und wir sind Stolz auf unsere Rockies! Sport gibts weiterhin, die Broncos verlieren zwar leider pausenlos, aber seit gestern läuft die Basketball-Saison, d.h. Daumen hallten für die Denver Nuggets!

Jetzt habe ich mir beinahe die Hände fusselig getippt. Zum Abschluss lade ich Euch noch ein auf Facebook mal bei mir vorbei zu schauen. Facebook ist das amerikanische studiVZ und hilft mir hier sehr Kontakte zu knüpfen und zu pflegen.

Viele Gruesse nach Hause und in die Welt,
bis bald,

Euer Boris,
(der sich über jedes Lebenszeichen von Euch freut)