Und schon wieder Rucksack packen, Wasser auffüllen, Brote schmieren, zweites Paar Socken brauche ich heute nicht, Powerbars, Apfel und Pflaster, besser auch Handschuhe und Mütze, gähnen... ich bin müde. Es ist 0 Uhr. Ein Samstag bricht an. Ich gehe nicht ins Bett, ich stehe schon wieder auf. Oh shit!
So fing in der Tat mein letzter Samstag an, ein Tag, den ich sicher nie vergessen werde, denn es folgte eine der härtesten Wanderungen, die ich je mitgemacht habe - quasi auf Augenhöhe mit legendären Trips wie der Zugspitzbesteigung, oder der extreme fünfte Tag mit Sebi im Unterwallis. Zusammen mit acht Mitstreitern vom Hiking-Club, brach ich um 1.00 Uhr mit dem Auto in Richtung Rocky Mountain National Park auf. Unser Ziel war niemend geringeres als der höchste unter Ihnen, Longs Peak, ca. 4600m ü.Nn., einer der 54 14er Colorados, der 14000er, der Berge höher als 14000 Fuß (1m~3Fuß). Um 2.30 Uhr setzten wir den Fuß in die Spur. 13 anstrengende Stunden folgten.
Heute gibts Kommentare zu jedem Bild. - Jetzt muss ich das auch abfeiern, wenn ich schon so viel geschwitzt habe auf der Tour :)
So gings los. Hier noch mit kurzer Hose. Die Hoffnung auf mildes Wetter wurde aber leider nicht erfüllt. Nach wenigen Metern zogen wir lange Sachen an. Und noch ein paar Schritte weiter auch noch Handschuhe und Mütze. Es zog ein eisiger Wind, außerdem starteten wir auf 3000m Höhe, an einem Tag, für den ein Tiefeinzug vorausgesagt war. Wer übrigens glaubt, wir wären zu dieser unmenschlichen Zeit alleine gewesen auf dem Parkplatz am Beginn des Weges, der irrt sich gewalltig - dutzende Menschen hatten das Gleiche vor wie wir. Vor und hinter uns sah ich während des Laufens immer wieder Schwärme von Stirnlampen sich langsam den Berg hinauf bewegen. Longs Peak ist eine der härtesten und eine der beliebtsten Touren im sportlichen Colorado.
Auf diesem Bild sind wir schon drei Stunden unterwegs gewesen. Die erste Hälfte des Weges war geschafft, der Köper durchgefrohren, die Herrlichkeit einer sternenklaren Nacht in der Seele versteckt, den Wind und die ihm zu Grunde liegende Thermodynamik verflucht. Wir kauerten uns zwischen die Steine und sahen der Sonne zu, wie sie langsam, ganz langsam auf die Welt kam.
Den kennt ihr. Sieht zwar etwas mitgenommen aus, aber in diesem Moment, mit zehn anderen in einer kleinen steinernen Schutzhütte, gings ihm ganz gut.
Und nach ein paar Minuten, als ich aus der Hütte kroch, empfingen mich solche Farben. Und wer noch immer nicht daran glaubt, dass die Sonnenstrahlen Wärmeenergie transportieren, höre mich an: Ich habs gefühlt!!
Obwohl uns der starke Wind etwas sorgen machte, was den steilen Restaufstieg betraf, sind wir wieder aufgebrochen. Ein kurzes Stück nach der Hütte überquerten wir den Kamm. Eines der schönsten Bergerlebnisse meines Lebens.
Drei meiner Mitstreiter auf dem Weg den Berg hinter dem Kamm zu queren. Der steile letzte Teil liegt noch vor Ihnen. Bald begann mir die dünne Luft schwer auf die Puste zu schlagen. Fünf Schritte - Pause - fünf Schritte - Schnaufen...
Blick auf den Glacierlake unterhalb des Lons Peak.
Das Gipfelfoto.
Auf dem Rückweg sah alles ganz anders aus. Hier begannen wir mit der Überquerung des bekannten Steinfeldes.
So sah ich aus - und das ihrs wisst: Ich war noch viel kaputter!
Herrlich! Ich habs getan! Ein unbeschreibliches Gefühl. So bald gehe ich da nicht wieder rauf! Am Nachmittag sind wir nach Boulder zurück gekommen und im Crazy Horse auf Burger (Veggie Burger) und Coke eingekehrt. Das gehört zu jeder Hiking-Club Tour dazu.
Ansonsten hatten wir am Sonntag noch ein schönes Barbecue mit Freunden, von dem ich Euch auch noch Bilder zeigen möchte. Lecker! Nächstes Wochenende gibts übrigens keine Naturaufnahmen zu sehen. Nächstes Wochenende ist Wanderpause angsagt. Geplant ist Denver zu besuchen.
Hab heut viel an Euch gedacht,
hoffe allen geht es gut,
Euer Boris