Sonntag, 23. Dezember 2007

Fröhliche Weihnachten

Fröhliche Weihnachten!
Ich wünsche Euch allen und Euren Familien ein besinnliches Weihnachtsfest und einen guten Rutsch in neue Jahr! Ich hoffe, Ihr findet Zeit und Ruhe zum Entspannen, Bummeln, Lesen, für Freunde und Familie, für Gespräche und Stille...

Ich mache es dieses Jahr etwas anders: Am 25. breche ich mit meinem Kumpel Thomas zu einem Roadtrip in den Süden der USA auf. Deswegen hier auch schon beste Wünsche fürs neue Jahr, denn wir werden bis 7. Jan auf der Strase bleiben. Freut Euch auf schöne Bilder!

Hier noch ein photographischer Eindruck von der amerikanischen Vorstellung von Besinnlichkeit.


Alles Liebe,

Euer Boris

Around Thanks Giving

"Familienfeste, Ihr habt meine Jugend zerstört!" - Was sich für frühere Zeiten so schön durch die dunkelblaue Tocotronicblume sagen lässt, gilt schon lange nicht mehr. Ich liebe Familienfeste! Und Thanks Giving ist ein ganz besonderes. Viele Amerikaner haben mir erzählt, dass Thanks Giving Ihr Lieblingsfeiertag sei. Der Ursprung dieses Feiertages liegt weit zurück. Das erste Thanks Giving soll von den Siedlern gefeiert worden sein. Es war ein Dankesfest für die Indianer, die sie in der harten ersten Zeit mit Essen versorgt hatten. Für mich, hat dieser Gedanke des Danke sagens wirklich eine Bedeutung gehabt. Mein Dank galt den vielen netten Menschen hier, die mir so viel Freude bereiten. Allen voran natürlich die Eltern meiner Mitbewohnerin Kelly, die mich für dieses Fest zu Ihnen nach Hause eingeladen haben.

Wie das in Colorado nun mal so ist beginnt jedes Fest mit einem Wohltätigkeitslauf. Ich war selbstverständlich mit dabei. (Ich bin der völlig unverbraucht wirkende Wibelwind mit dem blauen Footballtrikot und der heißen Strumpfhose)


Für die nicht-vegetarische Minderheit dreht sich an Thanks Giving natürlich alles um den Truthahn. Das es auch leckeren Tofutruthahn gab hat fast niemanden interessiert. Hier seht Ihr den Hausherren mit dem prächtigen Vieh.


Ein Blick in die Runde von Tanten und Opas. Hab mich nett unterhalten über Vegetarismus, bestechliche Cops, Physik studieren, Football, die Familie, Colorado und den Arbeitsmarkt.
Ein Sprung kurz vor das Essen. Kelly verteilt den Kartoffelbrei, die Tante assistiert un die Mama kontrolliert.


Zurück in Boulder. Der Winter ist eingebrochen, das wisst Ihr ja schon. Ich dachte ich schulde Euch noch ein Bild von den Flatirons, damit Ihr mit dem Sommerbild aus dem ersten Eintrag vergleichen könnt.


Und dann geich nochmal Skifahren. Ich kriege nicht genug. Hier ein paar Bilder von einem Wochenende mit einigen Freunden aus dem Hiking-Club. Herrliches Wetter, eine Übernachtung im Motel, chinesisches Fastfood zu Abend und billiges Bier, ein nächtlicher Spaziergang zum Schwimmbad des Nachbarhotels und frischer Schnee am nächsten Morgen - top!






Jiiihaa!

Sonntag, 25. November 2007

Wintereinbruch

Four inches, oder besser gesagt 10 cm Schnee fiel in der Nacht von Montag auf Dienstag. Da musste Colleen schon ein wenig schaufeln, um zur Arbeit fahren zu können. Zum Glück hat das Mädel immer einen starken Burschen an der Angel, der sich gerne beweisen darf.


Ich für meinen Teil musste mich auch beweisen. Nicht vor Colleen, sondern vor Markus und Thomas. Die Beiden haben mir nämlich beigebracht Ski zu fahren. Ja, es hat zwar 25 Jahre, zwei mal Langlauf und eine Woche snowboarden gebraucht, aber jetzt bin ich Skifahrer! Noch nicht Weltklasse, jedoch schon eher Fahrer als Stürzer. Wer sich Überzeugen will, dem sei der Link auf das Youtube-Video ans Herz gelegt. Kompetente Persönlichkeiten haben schon Ihre Begeisterung kund getan. (Danke Amelie!)

Copper Mountain ist mein Skigebiet - eines von Vielen in Colorado. Es ist ziehmlich groß im Vergleich zu alpinen Hängen, habe ich mir sagen lassen und der Saisonpass ist für Studenten erschwinglich. Natürlich bin ich bei der ersten Auffahrt beim Aussteigen hingefallen, doch seitdem nicht mehr. Amerikaflaggen, wie hier auf dem Bild, hängen übrigens überall. Man ist eben Stolz auf solche Skigebiete.


Und dann war da natürlich noch ein Fest zu feiern. Da auch in den USA die Zeit vergeht, kam der 11.11 und mit ihm mein Geburtstag. (Vielen Dank für all die guten Wünsche aus der Heimat!) Hier seht Ihr mich mit Sandra (Schweden), Nina (Australien), Karl (Schweden) und Brandon (USA). Thomas (03.11) und ich hatten in seinem Haus eine Party organisiert, zu der ca. 40 Leute gekommen sind. Da die Qualität der Bilder auf mysteriöse Weise mit fortgeschrittener Stunde abnahm (einziges Indiz, es wurden Fingerabdrücke des Fotographen auf dem 80l Bierfass gefunden), habe ich mich entschlossen, es bei dem Einen zu belassen...


Colorados Wettergott sei dank! Egal ob August oder November, der Himmel ist (fast) immer blau und die Sonne strahlt mich (fast) jeden Morgen an. Ich freue mich, dass ich Euch hier also noch ein paar Bilder einer absoluten Traumtour zeigen darf, die ich letzte Woche mit Thomas und Andrew (hiking club) gegangen bin.
Zur moderaten Uhrzeit von 5.30 Uhr morgens verließen wir Boulder, um den ganzen Tag ausnutzen zu können. Unser Ziel war es 3,5 14er zu besteigen, d.h vier Berge über 14000 Fuß, wobei der Eine nicht als echter 14er gezählt wird, da die Senke zwischen ihm und den anderen Bergen nicht tief genug ist. Eine absolute Königstour, auf der wir sage und schreibe nur einen Menschen getroffen haben.


Größte Gafahr auf dieser technisch einfachen Route, war der extrem starke Wind, der uns auf dem Übergang von Mount Lincoln zu Mount Brass überraschte. Plötzliche Windböen trieben uns vier, fünf Meter weit vom Weg ab. Teilweise mussten wir uns nah an den Boden kauern, das Gesicht mit den Handschuhen geschützt, um nicht von aufgewirbeltem Staub und Steinen getroffen zu werden.


Doch was schaden Kälte und Wind, wenn dass Augen solchen Reizen ausgesetzt ist... (Der Gipfel am Ende des Grades ist Mount Democrat, Nummer drei auf unserer Route)


Da kann die Freude schon mal mit einem durchgehen. Absolut madness - freak out - I love these mountains!


Einsamkeit 4000m über Null. Nur drei Schatten auf dem Weg zu Mount Lincoln, den wir zwangsweise sogar zweimal bestiegen haben (die stumpfe Spitze rechts oben im Eck).


Vermehrten Nachfragen, ob sich der Forschungsnebel denn schon gelichtet habe, möchte ich weise entgegnen: Liebe Freunde, so einfach ist das nun auch nicht mit der Wissenschaft!
Aber im Ernst, es gibt Fortschritte, in meinem Fall erstmal die Festlegung zweier überschaubarer Projekte für die nächsten Wochen. Was dabei rauskommt steht in den Sternen, aber ich bin motiviert und es macht Spass! Worum gehts? Hm, man kann sagen um die Frage wie gut ein Wolke kalten Gases über eine ungeordnete Hindernisslangschaft gelangt.

Newsflash:
- Heute Nachmittag habe ich vier Stunden Football angeschaut. Gibts nicht, die Broncos haben in Overtime gegen Chicago verloren - und das mit zwei Touchdowns Vorsprung im letzten Viertel! (Ach Klaus, wie gerne würde ich die Zeit zurück drehen...)
- Tofurkey ist der letzte Schrei! Kellys Oma ruled! Wie das zusammen passt erfahrt Ihr, wenn ich von Thanksgiving berichte.
- Letzten Sonntag Verdis "La Traviata". Unspektakuläre, solide Inszenierung im hervorragend ausgestatteten Denver Opernhaus mit schwachem Alfredo und wunderbarer Violetta.
- Ich versuche ein neues Buch zu lesen. Am Gatsby bin ich erstmal gescheitert. Jetzt versuche ich es mit Geschichte über die Unabhängigkeitserklärung der USA.

Soviel für heute,
genießt die gemütliche Zeit!
Mit lieben Grüßen,

Euer Boris

Donnerstag, 1. November 2007

Halloween und der Tag danach

Liebe Freunde,

der Trockner in der Küche dreht seine Runden und steht doch auf der Stelle. Im Sekundentakt hallt ein dumpf blechernes Geräusch durch das Haus. Die Türe zu schließen hat keinen Sinn, denn Schallisolierung haben die hier leider vergessen. Aber warum auch - im Zimmer sitzt ein grinsender Boris. Denkt sich: "mei der Tobi ist schon ein Pfundskerl!", denn ich habe gerade Timphu Tobis neue Einträge im Blog gelesen. Das ist schon toll, dass er sich dorthin aufgemacht hat. Sicher auch nicht ganz easy going - aber was eine Erfahrung!

Hier im Wilden Westen wird es dabei richtig frostig. Gestern Abend, bestimmt 0 Grad, aber ich eisenhart auf dem Fahrrad ohne Handschuhe. Dafür aber mit weißem Gesicht und schwarzen Lippen. Kein Scherz! Es ist Halloween! (nicht zu verwechseln mit "Hallo Wien") Und das heißt alle, wirklich alle verkleiden sich. Also lässt der Boris mal kurz seine dunkle Seite raushängen und geht als toter Mann (eigentlich Nosferatu, aber den kennt hier keiner) Ja und das wird dann richtig lustig, wenn so ein Haufen Jecken den Gangsta Rap aufdrehen und die Ladies nichtvorhandene Röcke durch die Luft schleudern. Es ist hier nämlich brauch unter den college kids, dass die Jungs verrückt und die Mädels vor allem "hot" auftreten. Das kriegen die auch ganz gut hin, kann ich Euch sagen. Hier macht der Ausspruch "cooles Kostüm" endlich Sinn, obwohl wie gesagt wenig Kostüm vorhanden ist. Zu aller Party herrlichem Überfluss gabs dann gestern noch den llegendären "naked pumpkin run". Da rennen tatsächlich ein paar Dutzend nackte Menschen mit ausgehöhlten Kürbissen auf dem Kopf die Fußgängerzone herunter. Johlende Manschen am Strassenrand und keuchende Hobbyfilmer und Lokaljournalisten hinterher. Zu sehen gibts das ganze einfach und bequem auf meiner Linkliste bzw. bei youtube. Heute ist der Tag danach, die Sonne scheint, ich genieße das neue Radiohead Album. Es ist alles gut.

Was hällt mich sonst noch so in Atem. Nun, da wäre zunächst mal ein gepflegter Wochensportplan zu erwähnen, der sich eingebürgert hat. Einmal ins Fitnesstudio, einmal laufen, freitags Fußball und am Wochenende ne Wanderung. Übrigens addiert sich demnächst auch noch Skifahren hinzu. Nach langem hin und her ist klar, ich lerne Skifahren. Morgen kaufe ich Pass und Ausrüstung. Wünscht mir Glück - Hals und Beinbruch! Ich bin total aufgeregt. Hoffentlich krieg ich das hin...

Wer jetzt denkt ich chille nur rum und schaff nix, der hat sich geschnitten. Im Moment kaue ich ganz schön an meinem Forschungsknochen. Das schwierige ist, man muss sich alles selbst überlegen, sogar die Frage, die man an sich stellt. Übungsaufgaben sind ja schon fertig formuliert und man hat guten Grund zu der Hoffnung, dass das Problem eine schöne Lösung besitzt. Tja, das ist jetzt nicht mehr der Fall und so kämpfe ich gerade damit, zu klären, was ich denn eigentlich berechnen könnte und warum es Sinn macht, das zu tun. Wer ne Idee hat, kann mir gerne schreiben...

Dann ist da noch das International Student Festival, von dem ich auch schon erzählt habe. Langsam beginnt dafür die ernste Zeit. Seit letzter Woche bin ich in der Programm Commitee. Zusammen mit drei anderen internationalen Zeitgenossen werde ich mich um Werbung, Betreuung und Organisation des Abendprogramms kümmern. Heute sind wir z.b mal die Räumlichkeiten abgegangen. Letztes Jahr wars wohl ziehmlich eng - 3000 Leute - das heißt einen neuen Raumplan brauchen wir schonmal, und dann noch... Ach was, findet sich schon. Macht Spass. (Nur reden die teilweise zu viel bei den Treffen. Wisst schon, der Eine hat noch eine wichtige Mitteilung und die Andere eine Frage...)

Ansonsten versuche ich verzweifelt ein Buch zu lesen. Der große Gatsby heißt es und ist bestimmt gut, aber ich bin so faul, das jede Seite tagelang warten muss, bis sie gelesen wird. Das hat das Buch eigentlich nicht verdient. Ich schaue aber auch nicht viel fernsehen, versprochen! (wenn auch mehr als daheim) Wichtigstes Ereignis, das ich am Bildschirm verfolgt habe: die Colorado Rockies haben trauriger Weise sang und klanglos das Baseballfinale verloren. Trotzdem ein tolles Team und wir sind Stolz auf unsere Rockies! Sport gibts weiterhin, die Broncos verlieren zwar leider pausenlos, aber seit gestern läuft die Basketball-Saison, d.h. Daumen hallten für die Denver Nuggets!

Jetzt habe ich mir beinahe die Hände fusselig getippt. Zum Abschluss lade ich Euch noch ein auf Facebook mal bei mir vorbei zu schauen. Facebook ist das amerikanische studiVZ und hilft mir hier sehr Kontakte zu knüpfen und zu pflegen.

Viele Gruesse nach Hause und in die Welt,
bis bald,

Euer Boris,
(der sich über jedes Lebenszeichen von Euch freut)

Mittwoch, 10. Oktober 2007

Der bunte Alltag


"Lieber einen Tag im All als hundert Jahre Alltag."
Jürgen Beuerle (*1962)

Red Rocks, ein rießiges Amphitheater inmitten massiger roter Felsen. Kultkonzertort. Hier spielten schon die Beatles, die Rolling Stones und Queen. Wir waren bescheidener und haben uns einen Film auf Leinwand gegönnt.


"Der Alltag macht schon mürbe, bevor man Teig ist."
Stefan Schütz (*1964)

Klettern vor der Haustür, hier auf den Steinen des Flagstaff Mountain. Herrlicher Sonnenuntergang und unendliche Klettermöglickeiten.


"Die einfachste Möglichkeit, den Alltag von seiner Alltäglichkeit zu befreien, ist,
ein sonntägliches Gemüt an den Tag zu legen."
Ernst Ferstl (*1955)

Barbecue bei Ryan. Muffins und HotDogs auf dem Grilltisch, ein Bier in der Hand - was will man mehr...


"Der Alltag ist die Steigerung des Absurden."
Stefan Schütz (*1964)

Bürotischnachbar und engster amerikanischer Kumpel, Ryan. Wie Ihr seht haben wir Spass - und das nennt sich dann offiziell "Forschung" - super!


"Wer die Abwechslung liebt,
läßt den Alltag tanzen."
Wilma Eudenbach(*1959)


"Für Frauen gehört das Denken zum Alltag.
Für Männer ist es eine bezahlte Beschäftigung."
Sabine Dietrich

Da sind noch einige mehr. Übliche Verdächtige, sehe ich jeden Tag, denn: das ist meine Arbeitsgruppe. Es fehlen noch drei-vier andere, aber die raffen sich halt nicht zum wöchentlichen Fußball auf.

Von rechts nach links: Ron, Doktorand, besucht mit mir eine Vorlesung und versucht nebenbei zu zeigen, dass man theoretisch Transistoren und Dioden für Ströme kalter Atome bauen kann; Murray, Chef aus Neuseeland und ein entspannter Intelligenzbolzen; Jamie aus Finnland, PostDoc, Joggingpartner von mir und unersetzbare Hilfe was das Programmieren angeht, er versucht herauszufinden, ob man Supraleitung auch in polarisierten Metallen herstellen kann, Dominik, PostDoc aus Deutschland, mein Mann für alle Fragen zur Quantenphysik, die mir bisher unklar waren, arbeitet selber über die Wechselwirkung von kalten Atomen mit Laserlicht; Dave, der Kleine, erst zwei Jahre im Physik-business, aber dank amerikanischen Lehrmethoden schon mit kleinen Forschungsprojekten bedacht, was er macht, weiß ich aber leider nicht...


Die wahre Lebensweisheit besteht darin,
im Alltäglichen das Wunderbare zu sehen.“

Pearl A. Buck


"Nur der Geist, der unverrückbar an ein fernes schönes Ziel glaubt,
vermag die Lebenskraft sich zu erhalten, die ihn über den Alltag... hinwegführt."
Gustav Stresemann (1878-1929)

Diese Bilder habe ich auf eine gemühtlichen Fahrradelei in der Gegend aufgenommen. Es wird Herbst. Das verbindet uns, nicht wahr...

Eine farbenfrohe Zeit sei Euch beschienen,
Euer Boris

Dienstag, 2. Oktober 2007

Oktoberfest

Ihr mögt sagen: "Jetzt ist er ganz durchgedreht!" - aber hey, auch wenn ichs Oktoberfescht ned mech, so ist es immer noch ein Stück Heimat. Und naja, s´is halt auch a gaudi aufm Berch zu sein... mit Würschtl und Bier. (...brutaler fränkisch-bayerisch Mix ich weiß, aber so bin ich halt, das wisst Ihr doch!)

Organsisiert von einem österreichischen Amerikaner, habe ich also mit sieben anderen Liebhabern bayerischer Kultur eine Wanderung auf das Little Matterhorn im Rocky Mountain National Park gemacht. Das Bier und den Grill hatten wir vorher an einem niedrig gelegenen Teich abgestellt. Schöne Krackselei war das - auch wenn dieser Berg mit dem Matterhorn leider nichts gemeinsam hat.




Da sitz ich nach fast getaner Arbeit. Der Abstieg war anstrengend. Aber es wartete ja das Bier... Die beiden anderen Durstigen sind Karl aus Schweden, ebenfalls Austauschstudent und Kayla aus Amerika.


Seht Ihr wie stolz sie flattert!! Da geht einem wie mir das Herz auf. Die Fahne hat Thomas aus Deutschland mitgenommen.


Hier bekommt Ihr einen Eindruck davon, dass wir uns das Bier auch wohl verdient haben. Es war schon manchmal luftig - aber keine Angst. Der Kerl, der sich so elegant um den Felsen windet ist übrigens Brandon, ein Arbeitskollege von mir, sehr locker und lustig - aber die Jungs von der Uni muss ich Euch eh nochmal vorstellen.


Da samma unten! Leider ist das Bild aufgrund von mittelmäßigen Lichtverhältnissen etwas dunkel geworden, aber Karls Sonnenbrille sollte Beweis genug sein, dass es noch sonnig war, als wir die Biere leerten. Rechts steht der verrückte Österreicher (der übrigens Bose-Einstein-Kondensate experimentell herstellt) hinten Brandon und Mike.


Ansonsten treibe ich mich wieder mehr auf den Hügeln um Boulder herum. Habe Trail Running angefangen und war gestern zum ersten Mal im kostenlosen Uni-Fitnesstudio um die Ecke. Die Denver Rockies sind gestern außerdem in die Baseball Playoffs eingezogen und nachts geht der Wind schnell ums Haus. Die Tage sind frisch und sonnig. Am Donnerstag habe ich eine kleine Zwischenklausur.

Es alltagt auch hier in Colorado. Aber das ist nicht schlimm. Mir geht es sehr gut.

In der Hoffnung Ihr könnt das Gleiche von Euch sagen,
Liebe Grüsse,
Euer Boris

Mittwoch, 26. September 2007

Zuhause bei den Broncos

Liebe Fußballfans, Basketballer, Tennisjunkies oder Golfgurus, hört hört! Hier kommt der neueste Schrei, the newest latest, die Bombe, die Inkarnation des friedlichen Krieges, Sport und Kampf, Kraft und Fitness, Rennen und boxen, Springen und Ringen, nur eine Sportart kann Euch all dies bieten: Football. Seit zwei Wochen bin ich Footballfan, im speziellen Fan der Denver Broncos, unserer Mannschaft – this is Broncos Country!

Angefangen hat der Virus mit meinen Mitbewohnerinnen Kelly und Colleen, beide große Broncosfans und einer gehörigen Prise „warum nicht Footballfan werden, wenn ich schon mal hier bin?“ Also Chips her und losgebrüllt. Hat bisher gut geklappt. Die Spielquote diese Saison 2:1, ausbaufähig, aber nicht schlecht. Nächstes Wochenende geht’s gegen Indianapolis. Angeblich ein schwieriges Spiel, also Daumen halten Freunde.

Wie es der Zufall, oder der liebe Gott, oder die Quantenphysik so will, bekleidet Kellys Vater bei den Denver Broncos ein nicht unwichtiges Amt, was mir vorletztes Wochenende eine Freikarte fürs Eröffnungsspiel beschert hat. Von diesem Abenteuer hab ich Euch Photos mitgebracht...

Die Anfahrt zum Stadion. Wenn man sich diesen Himmel anschaut, kann man nicht glauben, dass das Spiel nachher wegen Gewitter unterbrochen werden musste.



Die Fans. Barbecue auf dem Stadionparkplatz.


Kelly und ich mit Broncosfan - Outfit und unserem schönsten Lächeln.


Das neue Stadion mit 75000 Menschen. Die brüllen übrigens alle, wenn die Broncos verteidigen. Gesänge gibts eigentlich nicht, Schlachtrufe werden nur chaotisch rausgehauen.


Rechts is blau-rot, das sind "Wir". Die anderen Looser nennen sich Oakland Raiders.


Ein Blick hinter mich.


Das Ende sieht in allen Stadien gleich aus. Da sind sich alle Fans einig, egal ob Fußball, Basketball oder Football: Aufräumen können die Andern.



Einen lieben Gruß aus dem beinahe schon herbstlichen Boulder,

Euer Boris

Dienstag, 18. September 2007

Down in Downtown Denver

Auf dem Highway 36, Richtung Denver. Vorstädte ziehen vorbei, Restaurants, Autohändler, Tankstellen, eine Ölraffinerie, Motorradfahrer ohne Helm, Monstertrucks auf dem Weg in den Süden. Die Front Range der Rockys steht unbeweglich rechts, Wolken ballen sich über den ersten Gipfeln, zerstreuen sich immer mehr in Richtung der Plains. Im Osten ist nichts, das Leben spielt im Westen. Das fühlt man.

Mit dem Bus sind wir gefahren, an diesem schönen Samstag, kostenlos, weil wir Studenten sind. Es ging nach Denver, Hauptstadt von Colorado, 560 000 Einwohner, wachsend, Unistadt, Sportstadt (Football, Basketball, Baseball, Eishockey). Meine beiden Mitbewohner Markus und Kelly, sowie Thomas und der am Freitag aufgegabelte Deutsche Jonas waren dabei. Wir besuchten das sehr sehenswerte Museum für moderne Kunst und trafen abends Kellys Familie zum Essen. Kelly stammt quasi aus Denver und hat uns alles gezeigt. Angefangen haben wir mit Essen. Es dreht sich hier genausoviel darum, wie zu Hause in Deutschland. Wir fanden einen Öko-alles was Du Dir wünschst-Laden, mit Cappuchino-Bar, frischen Sandwitches, Tees, Früchten und klassischer Musik. Gestärkt durch ein Humus-Sandwitch und Milch tingelten wir los.


Die Innenstadt ist groß, es gibt viele Hochhäuser, Hotels, Starbucks-Cafes, Kurioses und Nettes, Langweiliges und Anstrengendes. Im Ganzen ist Denver eine Stadt voller hervoragender Möglichkeiten, in der ich aber nicht wohnen möchte. Dafür fehlt das Besondere, der Flair.

Mal wieder ein Bär. Diesmal hatte ich weniger Angst, wobei mich die Sache mit der blauen Farbe doch etwas stutzig gemacht hat. -- Blaubär?


Ja, lieber Papa, wenn ich auch noch keine tollen Bikerfotos gschossen habe, so doch mal ein kleiner Vorgeschmack auf was noch kommen wird. Material gibts genug.

Richtig fotografiert siehts halt doch aus wie New York, oder?


Die Regierung.


Strasse.

Auf dem Weg zu einem rießigen Outdoorshop überquerten wir diesen Bach. Im Hintergrund sieht man die Innenstadt, aber etwas anders wie auf den ersten Bildern.


Im Kunstmuseum, auf einer Aussichtsterasse. Thomas, Kelly und Markus machen Kunst - nachdem ich Sie mühsam überredeet habe!


Ich und mein Kumpel genießen das Abhängen nach einem langen Tag auf den Beinen. Meine Wenigkeit hat sich abends noch einen Drink in einer der beliebten Terrassenbars gegönnt...


In diesem Sinne,
lasst es Euch gut gehen,

Euer Boris

Dienstag, 11. September 2007

Der lange Weg zum Longs Peak

Und schon wieder Rucksack packen, Wasser auffüllen, Brote schmieren, zweites Paar Socken brauche ich heute nicht, Powerbars, Apfel und Pflaster, besser auch Handschuhe und Mütze, gähnen... ich bin müde. Es ist 0 Uhr. Ein Samstag bricht an. Ich gehe nicht ins Bett, ich stehe schon wieder auf. Oh shit!

So fing in der Tat mein letzter Samstag an, ein Tag, den ich sicher nie vergessen werde, denn es folgte eine der härtesten Wanderungen, die ich je mitgemacht habe - quasi auf Augenhöhe mit legendären Trips wie der Zugspitzbesteigung, oder der extreme fünfte Tag mit Sebi im Unterwallis. Zusammen mit acht Mitstreitern vom Hiking-Club, brach ich um 1.00 Uhr mit dem Auto in Richtung Rocky Mountain National Park auf. Unser Ziel war niemend geringeres als der höchste unter Ihnen, Longs Peak, ca. 4600m ü.Nn., einer der 54 14er Colorados, der 14000er, der Berge höher als 14000 Fuß (1m~3Fuß). Um 2.30 Uhr setzten wir den Fuß in die Spur. 13 anstrengende Stunden folgten.

Heute gibts Kommentare zu jedem Bild. - Jetzt muss ich das auch abfeiern, wenn ich schon so viel geschwitzt habe auf der Tour :)

So gings los. Hier noch mit kurzer Hose. Die Hoffnung auf mildes Wetter wurde aber leider nicht erfüllt. Nach wenigen Metern zogen wir lange Sachen an. Und noch ein paar Schritte weiter auch noch Handschuhe und Mütze. Es zog ein eisiger Wind, außerdem starteten wir auf 3000m Höhe, an einem Tag, für den ein Tiefeinzug vorausgesagt war. Wer übrigens glaubt, wir wären zu dieser unmenschlichen Zeit alleine gewesen auf dem Parkplatz am Beginn des Weges, der irrt sich gewalltig - dutzende Menschen hatten das Gleiche vor wie wir. Vor und hinter uns sah ich während des Laufens immer wieder Schwärme von Stirnlampen sich langsam den Berg hinauf bewegen. Longs Peak ist eine der härtesten und eine der beliebtsten Touren im sportlichen Colorado.


Auf diesem Bild sind wir schon drei Stunden unterwegs gewesen. Die erste Hälfte des Weges war geschafft, der Köper durchgefrohren, die Herrlichkeit einer sternenklaren Nacht in der Seele versteckt, den Wind und die ihm zu Grunde liegende Thermodynamik verflucht. Wir kauerten uns zwischen die Steine und sahen der Sonne zu, wie sie langsam, ganz langsam auf die Welt kam.


Den kennt ihr. Sieht zwar etwas mitgenommen aus, aber in diesem Moment, mit zehn anderen in einer kleinen steinernen Schutzhütte, gings ihm ganz gut.


Und nach ein paar Minuten, als ich aus der Hütte kroch, empfingen mich solche Farben. Und wer noch immer nicht daran glaubt, dass die Sonnenstrahlen Wärmeenergie transportieren, höre mich an: Ich habs gefühlt!!


Obwohl uns der starke Wind etwas sorgen machte, was den steilen Restaufstieg betraf, sind wir wieder aufgebrochen. Ein kurzes Stück nach der Hütte überquerten wir den Kamm. Eines der schönsten Bergerlebnisse meines Lebens.


Drei meiner Mitstreiter auf dem Weg den Berg hinter dem Kamm zu queren. Der steile letzte Teil liegt noch vor Ihnen. Bald begann mir die dünne Luft schwer auf die Puste zu schlagen. Fünf Schritte - Pause - fünf Schritte - Schnaufen...


Blick auf den Glacierlake unterhalb des Lons Peak.


Das Gipfelfoto.


Auf dem Rückweg sah alles ganz anders aus. Hier begannen wir mit der Überquerung des bekannten Steinfeldes.


So sah ich aus - und das ihrs wisst: Ich war noch viel kaputter!



Herrlich! Ich habs getan! Ein unbeschreibliches Gefühl. So bald gehe ich da nicht wieder rauf! Am Nachmittag sind wir nach Boulder zurück gekommen und im Crazy Horse auf Burger (Veggie Burger) und Coke eingekehrt. Das gehört zu jeder Hiking-Club Tour dazu.

Ansonsten hatten wir am Sonntag noch ein schönes Barbecue mit Freunden, von dem ich Euch auch noch Bilder zeigen möchte. Lecker! Nächstes Wochenende gibts übrigens keine Naturaufnahmen zu sehen. Nächstes Wochenende ist Wanderpause angsagt. Geplant ist Denver zu besuchen.

Hab heut viel an Euch gedacht,
hoffe allen geht es gut,

Euer Boris