Mittwoch, 29. August 2007

Die neue Penne

Ein guter Lauf ist eine feine Sache! Gerade komme ich aus der Dusche, werfe mich in den Stuhl und fühle mich lebendig. Wieder habe ich eine neue Strecke kennen gelernt, natürlich beginnt sie vor meinem Haus und führt an Bächen, Pferde- und Lama!weiden, vorbei, eröffnet Panoramaaussichten auf die Rockys und versüßt mir diesen Tag mit einem etwas zerstreuten Sonnenuntergang. Ein Arbeitskollege hat mich heute mitgenommen. Ja, Ihr habt richtig gehört – ich arbeite. Der verehrte Herr Juniorforscher hat eben dieser Tage ein Büro bezogen und einen Schreibtisch mit Computer erhalten. Mit mir zusammen sitzen dort Leute aus meiner und einer anderen Gruppe, die beide dem Institut für theoretische Atom- und Molekühlphysik am JILA (Joint Institute for Laboratory Astrophysics) angehören. Ich mache dort ein Studienprojekt über die computergestützte Berechnung von dynamischen Eigenschaften ultrakalter Gase. Auf diesem Gebiet hat sich die Uni Boulder einen guten Ruf erworben. Die fachlichen Kompetenzen kann ich noch nicht einschätzen, aber menschlich fühle ich mich super aufgehoben. Es wird ein sehr lockerer Umgang gepflegt, der Professor wird geduzt und meine Kollegen gehen offen und hilfsbereit auf mich zu.

Die erste Woche an der Uni begann jedoch eigentlich mit einem Schock. Montag, 10.00 Uhr morgens wurde ein Freshman von einem schizophrenen, ehemaligen Angestellten der Uni angestochen. Nachdem der Junge geflohen war, stach sich der Mann selber. Viel Polizei folgte und unter den Studenten machten Gerüchte über einen Amokläufer die Runde. Zum Glück geht’s dem Jungen aber schon wieder gut, der Messerkerl sitzt in der Klapse, alles halb so schlimm. Ebenso aufregend, aber im Positiven, ist der Vorlesungsalltag. Tausende Studenten strömen über den Campus, viele mit dem Fahrrad, viele mit dem Skate- oder Longboard. Ich habe diese Woche verschiedene Vorlesungen getestet. Es ist sehr spannend die Unterschiede zu unserem System zu beobachten. Vermutlich werde ich an Veranstaltungen zur numerischen Mathematik und zur Atmosphärendynamik teilnehmen. Alles wunderbar freundliche Lehrer, helle Zimmer, offene Studenten. Ich hoffe, dass sich diese unverkrampfte Stimmung hält und sie nicht nach der ersten Woche durch fiese Hausaufgaben ins Gegenteil gewendet wird. Natürlich bleibt jetzt weniger Zeit fürs Wandern, Joggen und Feiern, aber ich wäre kein richtiger Physiker, wenn ich es nicht doch schon vermisst hätte...

Außerdem habe ich glücklicherweise schon vorgeplant. Nächsten Montag ist LaborDay und das heißt Feiertag. Was also passiert ist, dass ich am Freitag zu einer dreitägigen Zeltwanderung aufbreche. Das Ganze ist vom Hiking-Club der Uni organisiert in dem ich Mitglied geworden bin. Wir sind eine Gruppe von 8 Leuten und das Wetter soll gut werden. Ein Treffen mit wilden Bären ist in der Gegend um Aspen gut möglich!

Weil Ihr schon so viele Naturaufnahmen gesehen habt, erst mal einige Eindrücke von der geliebten Alma Mater:

Zunächst einer der drei Türme der physikalischen Falultät.


Unser aller Stolz: Die CU-Bulls, das Footballteam der Universität.



Ein Überblick.


Einige International Students nach einer Einführungsveranstaltung im Humanies Gebäude.



Eine der vielen Grünflächen, die mittlerweile von Studenten bevölkert sind.


Der Abend der Willkommensparty für das neue Semester, ein Hip Hop Konzert mit DJ Rectangle, 3Oh3 und Blackalicious. Location war das Ferrand Field, eine große Spielwiese auf dem Campus. Alle kamen in kurzer Hose und Flip-Flips (außer der Deutsche, der latscht immer als einziger mit Socken bis fast zu den Knien herum), Frisbees und Footballs flogen herum und pure Schultüten wurdengenossen. Blackalicous kickten mir den Hintern auf und davon. Empfehlung, wenn nicht eh schon bekannt.




In diesem Sinne "Rock on!",
Euer Boris




Mittwoch, 22. August 2007

Mein Revier

Die zweite Stufe der Beweglichkeit ist erreicht - ich fahre Fahrrad. Das ist ein Sprung. Wenn ich auch gerne laufe (und meine Mitbewohner in großes Staunen versetzt habe, weil ich in den ersten Tagen zu Fuß zum Einkaufen gegegangen bin - nicht typisch hier), so war ich doch in meinem Erkundungsdrang auf den Stadtkern von Boulder eingeschränkt. Das ist jetzt anders. Mein Revier wächst.
Ich kenne den Uni-Campus schon recht gut und die Innenstadt, besuche Stacy, eine ehemalige Bewohnerin dieses Hauses, die jetzt drei Strassen weiter östlich wohnt, fahre zum Einkaufen oder zum See und treffe Thomas, Verana, Matthias aus Regensburg im sogenannten "Deutschen Haus" auf der Falsom Street. Außerdem habe ich die erste Bergtour mit Thomas unternommen. "Bike and hike" lautet die Devise, nach der ich in der nächsten Zeit Boulders Berge erklimmen möchte. Es ist ein absolut traumhaftes Gebiet, wie Ihr auf den Photos sehen werdet. Auch über die Uni kann ich hoffentlich weitere Wege finden, dieses unendliche Land zu erkunden. Ein hiking club und ein alpine club warten auf ihr neues Mitglied. Sehr praktisch: an der Uni haben wir eine bike registration, die ich heute durchgeführt habe. Für 10$ kann man sein Rad regestrieren lassen, was im Falle eines Diebstahls hilft. Zudem bekommt man kostenlose Reperaturen und Hilfestellungen.

Im Moment wird es lebhaft am Campus. Während letzte Woche nur die Doktoranden, Handwerker und Angestellte zu sehen waren, tauchen von überall her die berüchtigten Freshman (Studienanfänger) auf - oft in Begleitung der ganzen Familie. Es wuselt in gelb-schwarz, denn dies sind die Farben der Uni und das erste was Papa-Freshman tut, ist er deckt seinen Junior und den Rest der Familie mit CU (Colorado University) - Klamotten ein. Dafür gibts eigene Läden am Campus. Eine klassische Mensa gibts übrigens nicht, dafür aber zwei Dutzend unterschiedliche kleine Küchen, Buden, oder Fast Food Restaurants im UMC (University Memorial Center). Heute habe ich mir einen Veggie-Burito mit Pepsi gegönnt. Lecker!

Mein innerster Kreis ist das Haus, mit samt seinen Menschen. Seit Sonntag sind wir komplett. Wer wir sind? Da wären zunächst mal die Mädchen, Colleen und Kelly. Colleen hat gerade Ihren Bachelor in Psychologie gemacht und wird dieses Semester jobben. Kelly studiert im 5 Semester Biologie and Literatur. Der dritte im Bunde ist Markus, er studiert ein Jahr über mir Physik in Regensburg. Ich bin sehr gerne hier. Auch wenn wir uns noch nicht sehr lange kennen, fühle ich mich zu Hause.

Das ist der verrückte Hund in seinem Zimmer.


Sind sie nicht toll? Von links nach rechts: Colleen, Stacy, Kelly. (Hey Jungs, natürlich könnt Ihr mich besuchen kommen. Nur nicht alle auf einmal. Die Skype-Leitung ist jetzt für Anmeldungen freigeschaltet)


Ein wundervoller Morgen. Um 6.30 starteten Thomas und ich, um den Bear Peak (2560m) zu erklimmen.


Dank liebenswerter Menschen konnte ich mich am Gipfel genügend stärken. Thank you! Rechts seht Ihr übrigens das umgrünte Boulder.


Just Colorado!


Heute Abend werde ich zum ersten Mal die Gemeinschaft der Austauschstudenten kennenlernen. Ich bin zwar sehr glücklich mit meinen amerikanischen Freunden, aber hey - ich bin offen!

Alles Liebe, Euer Boris

Mittwoch, 15. August 2007

Erste Schritte

Es ist drei Tage her, dass ich hier angekommen bin - Boulder, Colorado. Schon ist so viel passiert. Ich habe ein neues Leben angefangen, spreche eine neue Sprache (mehr schlecht als recht), kenne neue Menschen, eine neue Uni, neue Wege, neues Wetter, neues Bett, neues Essen... Im Moment geht alles so schnell und ist so aufregend, dass ich nicht zum reflektieren komme. Ich danke Euch, dass ihr mich aufhaltet und meinen Gedanken so aufmerksam zuhört.

Gerade habe ich Anthony and the Johnsons aufgelegt - eine wundervolle Band. Es ist schon recht spät, meine momentanen Mitbewohner Jason, Kelly und Colleen schlafen schon, Colleens Katze schleicht herum und der Ventilator über mir summt mit den Grillen draussen um die Wette. Unsere Haustüre steht offen, nur die Fliegengittertür ist geschlossen. Es ist heiß hier im Wilden Westen, obwohl es heute Nachmittag ein großes Gewitter gab. Ich war unterwegs mit anderen Leuten, auf dem Highway in eine Stadt nordöstlich von Boulder, durch die Plains, die Berge links, den endlosen Himmel vor uns. Trucks, PoliceCars, Farmers, FastFood, gas stations,... Ich komme mir vor wie im Film. Ich freue mich jetzt schon auf "Paris, Texas,..." von Wim Wenders, den ich vor zwei Jahren gesehen habe und an den ich oft denken muss. Es sind die Farben und die Weite, die einem das Gefühl von Freiheit geben...

Neben diesen poetischen Gefühlen habe ich natürlich auch mit handfester Bürokratie und organisatorischen Schwierigkeiten zu kämpfen. Die Uni, das Haus, mein Status als Immigrant, das alles muss beachtet und gepflegt werden. Stück für Stück werden sich diese Dinge hoffentlich entspannen.

Jetzt möchte ich Euch noch ein paar Bilder zeigen. Zunächst seht Ihr heute einen kleinen Überblick, Bilder die ich beim ersten Begehen der amerikanischen Erde gemacht habe.

Hier wohne ich:


Das ist der Lichteinfall durch unsere Fliegengittertür:


Das ist meine Strasse:


Und der Blick auf die Flat Irons auf dem Weg zur Uni:


Hier habe ich zum ersten Mal die lebendige Fußgängerzone besucht:


Bis bald, Euer Boris

Samstag, 11. August 2007

WELCOME

Ladys and Gentleman,
welcome to the selbstdarstellerische Show at Boris Nowaks wunderful blog! In zwei Tagen goes it los and my ass is langsam going on Grundeis!
Tschö, Servus, Bye Bye und bis bald,
Euer Boris