Mittwoch, 16. April 2008

Frühling lässt sein blaues Band...

Gestern 25°C und heute Dauerschneeregen - das ist Boulder, Colorado. Der April weiß nun wirklich nicht was er will. Letztes Wochenende konnten wir aber konstant schönes Wetter genießen, wandern, frühstücken auf den Terassen der Fußgängerzone, Bücher auf Bänken lesen, Fahrradeinkäufe machen. Am liebsten verbringe ich im Moment meine Zeit mit einem Menschen von dem ich Euch noch nicht erzählt habe. Shu-Wei heißt meine neue Freundin. Sie studiert Cello und Klavier und kommt ursprünglich aus Taiwan. Ab der 10. Klasse bis zum Bachelor lebte Sie aber in England, weswegen ich nun gefordert bin mein schlampiges amerikanisches Englisch zu verbessern. Weiter unten gibts ein Photo von uns...

Brutto waren es 1:39:47h wie Ihr auf der Uhr sehen könnt. Da aber nicht alle Läufer gleichzeitig loslaufen wird jeder individuell gemessen. Netto habe ich demnach für die 21,3km 1:38:50h gebraucht. Für mich eine persönliche Bestleistung und ein herrlicher Lauf! Canyonlands Half Marathon - schwitzend durch die Wüste Utahs. Die Strecke endete in Moab, einem einsamen kleinen Städtchen/Outdoorparadies zwischen Arches National Park und Canyonlands National Park. Die Gegend ist geprägt vom roten Sandstein, den Ihr im Hintergrund seht. Ein Eldorado für Mountainbiker, Kletterer oder Rafter (der Colorado river ist gleich um die Ecke).



Ich hatte das Glück mit einer Meute Kumpels übers Wochenende nach Moab zu fahren. Zu sechst haben wir uns schon Monate vorher für den beliebten Lauf angemeldet. Bei herrlichem Wetter und mit netten Gastgebern (wir schliefen in einem Wohnwagen von Freunden von Freunden) kamen wir voll auf unsere Kosten. Hier zwei Bilder aus dem Arches National Park am Abend nach dem Lauf. Oh wie hat das Bier geschmeckt...



Nachdem dieses Semster ziemlich viel Einsatz fürs Studium einfordert, passieren die spannenden Sachen am Wochenende. In einem weiteren super Trip gings ums Skifahren. Ziel war Taos, New Mexico. Das dortige Skigebiet bietet drei Tage kostenlos Skifahren für Leute, die meinen Jahrespass für ein Resort in Colorado haben. Da sagen wir nicht nein. Also los, drei Autos mit Skifreaks und ein Hostel in der Nähe des Skigebiets. Außerdem konnten wir auf dem Weg dorthin sogar noch ein weiteres Skigebiet ausprobieren. Leider hatten wir nur mittelmäßigen Schnee, weil es die Tage zuvor ungewöhnlich warm war, aber wer wird sich denn beschweren.

Nach dem Skifahren machten wir noch einen Abstecher in den Great Sand Dunes National Park. Auf dem Bild seht Ihr mich mit meinen Arbeitskollegen/Kumpels Ron und Brandon. Etwas mehr Action gibts auf dem Youtube video zu sehen...


Ein Shot auf dem Rückweg. Zurück in "Colorful Colorado".


Beim Mexikaner in Taos. Links, der Kerl mit dem schrägen Lachen ist übrigens auch aus Deutschland. Er heißt Jochen und hat gerade in meiner Arbeitsgruppe seinen Doktor gemacht.


Taos. Dort hinter den ersten Hügeln ist das Skigebiet.


Nach 1-stündiger Wanderung erreichten Thomas und ich den höchsten Punkt des Skigebiets. Auch wenn die Skier auf den Schultern etwas unbequem sind, das hat Lust auf mehr gemacht. Die Wandersaison ist mittlerweile wirklich wieder eröffnet. Vor zwei Wochen habe ich mit Freunden eine Tour über die Hausberge von Boulder gemacht. Endlich! Die Abfahrt von diesem Gipfel war aber natürlich besser als jeder Abstieg zu Fuss je seien wird.


Wie versprochen noch ein Bild von meinem Mädchen und mir. Hier nach Ihrem Konzert an der Fakultät für Musik. Shu-Wei ist übrigens gerade in München, wo Sie ein Instrument von einer Stiftung geliehen bekommt. Also Deutschland: benehmt Euch!


Und gleich nochmal wichtige Menschen. Das sind Ulla, Arnie und Jami, meine finnischen Freunde. Jami ist gleichzeitig mein wichtigster Ansprechpartner in Sachen Physik und Post-Doc in meiner Arbeitsgruppe. Seit zwei Wochen haben die zwei sogar noch einmal Nachwuchs. Seetri heißt der kleine ameriko-Finne.



In diesem Sinne,
liebet und vermehret Euch,
damit die wundervollen Menschen nicht aussterben.

Bis bald,
Euer Boris

Sonntag, 2. März 2008

Roadtrippin´ 2

Da is er wieder! Nach Tagen der Verschwundenheit, oder des Verschwundenseins, oder der Verschwindung (jetzt hab ichs übertrieben - aber es macht so viel Spass deutsche Riesenwörter zu bilden. So was haben die Amis nicht) ...bin ich wieder da mit neuen Bildern und Geschichten vom Roadtrip.

Wo waren wir stehen geblieben? Ach ja, Joshua Tree National Park und Zelt aufbauen im Sand, Sonnenuntergang und zwei Bier waren auch involviert. Endlich waren wir der kontinentalen Kühle entkommen, hier hat Campen richtig Spass gemacht. U. a. hat sich Thomas noch beim Klettern an der Hand verletzt und ich mich beinahe verlaufen, als ich im Halbdunkel zum Auto gelaufen bin, um eine Uhr zu holen. Ansonsten war alles gut und nachdem wir mit dem Sonnenuntergang um 18.00Uhr die Nachtruhe ausgerufen hatten, konnten wir schon um 5.00Uhr schon aufbrechen, um den Sonnenaufgang vom höchsten Punkt des Parks aus zu genießen. Ein vom morgentlichen Winde verwehter Blick:



An diesem Tag waren alle Zeiger auf Meer gestellt. Unser Ziel: San Diego. Das Hostel am Ocean Beach hatten wir inzwischen schon gebucht und Sylvester stand vor der Türe. Als wir den Park verlassen hatten, tankten wir bei Starbucks Kaffee auf und machten uns auf die Fahrt in den äußersten Westen. Wir hatten Kalifornien zwei Tage früher im Dunkeln erreicht, genossen also zum ersten Mal den Anblick kalifornischer Berge, kalifornischer Palmen und natürlich kalifornischer Frauen. Wenn man Arnold Schwarzenegger glauben darf was er in seinem Kalifornien-Werbespot im Fernsehen erzählt, dann hatten wir es geschafft: Wir waren im Paradies! Leider hatten wir zunächst einmal alle Mühe eine preiswerte Tankstelle zu finden. In Kalifornien ist das Benzin nämlich rund 20% teurer als in Colorado oder Arizona. Das Paradies kostet eben eine Kleinigkeit... Spass beiseite (zumindest für kurz) - es war eine herrliche Fahrt! Berge, Wüste, Sonne, Palmen, L. A. Hip Hop aus den Boxen, große Autos, kleine Sorgen - U - S - A !!

San Diego.




Hier habe auch ich mir die Zukunft vorraus sagen lassen. Ich sage Euch, es wird super! Bleibt nur alle gute Freunde und macht Euch beliebt. Das wird sich sooo auszahlen. Ihr glaubt ja gar nicht...


(Hat mir das wer abgenommen das ich mir die Zukunft vorraus sagen lassen habe?)

Hier der botanische Garten, ein Teil des Balboa park. Hier stehen eine Vielzahl von sehenswerten Museen und der angeblich berühmte Tierpark. Ich habe mich nach einer Woche Wildnis ganz der Kunst hingegeben. Hat gut getan.


Natürlich gibts in San Diego noch mehr zu sehen. Die Innenstadt ist spannend ebenso wie die vielen Strände. Nach drei Nächten machten wir uns aber wieder auf die Reifen und fuhren den Highway No. 1 an der Küste entlang in die Arme des Engels.

L. A.




Straßenecke Teil zwei. Was mir schon in El Paso so gut gefallen hat will ich Euch auch hier zeigen: eine zufällige Menschenansammlung.


Das war Glück. Auf unserem etwas planlosen Weg um die Wolkenkratzer habe ich einen Polizisten nach einer Touristeninfo gefragt. Dabei entwickelte sich der freundliche Helfer selbst in eine Touristeninfo und hat uns unter anderem den Tipp gegeben in den 43. Stock des Rathauses hinauf zu fahren, um einen freien Blick in alle Himmelsrichtungen zu werfen.

Aufbruch bei Dämmerung, Feierabendverkehr und Nevada. Diese Nacht wollten wir noch Las Vegas sehen. Hat gklappt und geschockt.


Alles ist künstlich. Alles will konsumiert werden. Wo bleibt denn da die Menschlichkeit? Die bleibt auf der Strecke. Damit das mit uns nicht passiert, ließen wir zügig die Stadt auf der Strecke. Mein Resümee: Zwei Stunden Las Vegas rocken sehr gut. Danach hatte ich Kopfweh, ein Summen im Ohr und fühlte mich leer.


Auf der anderen Seite schlägt man Freiheitsstatue und Eifelturm mit einer Klappe...

Übernachtet haben wir auf einer Art OBI-Parkplatz in einem Kaff außerhalb von Las Vegas. Am nächsten Morgen das entgültige Aus für Nevada. Der einzige Ort zum Frühstücken war ein Dennys FastFoodRestaurant, ansässig im größten Kasino des Ortes. Nach kalorinreichen Pfannkuchen und Ei und einem Säufzer für die armen Seelen, die um 7.00Uhr schon vor den Spielautomaten hockten, machten wir uns auf staubigen Strassen aus dem Staub.

Ein schöner Tag folgte. Wir waren auf dem Heimweg und wollten uns noch so viel wie möglich von den Nationalparlks in Utah ansehen. Hier zwei Bilder aus dem beeindruckenden Tal des Zion Nationalparks.






Ein genialer Abend. Gestern noch im lauten Las Vegas, heute irgendwo in Utah. Entlang eines kleinen Highway hatten sich ein paar Wohnwagen, ein Schuppen und ein Haus angesiedelt. Bis auf eine alte Frau in dem Haus war keiner da, also stellte wir uns ab und das Zelt auf. Wir fanden Wasser im Bach und Feuerholz verstreut, kochten und unterhielten uns. Wie gehts Deiner Familie eigentlich? Verstehst Du Dich mit Deinen Geschwister? - Fragen, die sich Männer gegenseitig nur am Lagerfeuer zu stellen getrauen.

Leider überraschte uns am nächsten Morgen der Regen und nach einigen Höhenmetern sogar der Schnee. Wir warfen noch einen Blick in den Arches Nationalpark, aber die Wahlheimat rief. Es war einfach noch zu sehr Winter.


Erfreulicher Weise hatten wir schon vor Abreise mit einer Freundin ausgemacht, das wir Ihre Familie besuchen kommen werden. Die Alpha´s wohnen im äußersten Westen von Colorado. Eine warmherzige Familie mit drei hübschen Töchtern und einem Vater, der schon mit Reinhold Messner in Alaska auf Expedition war. Der richtige Ort um auszuspannen...


Das wars. Die Probe aufs Exemple. Im Mai soll das ganze doppelt so lange dauern. Der Nordwesten wartet schon...

Ich grüße Euch,
passt auf Euch auf!
Und ich warne Euch,
am 27.Juni bin ich zurück!

Euer Boris

Donnerstag, 24. Januar 2008

Roadtrippin´ 1

Alright! Meine Freunde, aufgemerkt! Endlich kommen ein paar Bilder von der 12-Tage Kaffeefahrt ins neue Jahr. Ich habe Euch lange warten lassen, was ich zu entschuldigen bitte. Aber die Uni macht hier keine lange Pause zwischen dem Winter- und Sommersemester und ich bin schon wieder mitten drin in Quantentheorien, Hausaufgaben und Bürohockerei.

Nun, was soll ich sagen... Die nackten Zahlen melden: 2 Kerle, 3800 Meilen~6000km, 7 Staaten, Temperaturen von -15°C bis 15°C,... aber was wissen Zahlen schon! Das Abenteuer kann man nicht berechnen (es sei denn...)

Los gings mit Schnee und Sturm am 25.Dez in Boulder, Colorado. Auf nach Süden, hies die Devise. Zur Sonne, zur Freiheit! Das mit der Freiheit hat recht schnell geklappt. Die Sonne lies noch auf sich warten. Und so passierten wir die Grenze nach New Mexiko überraschender Weise im Schnee.


Wir haben uns aufgrund von anhaltendem Schneefall im Norden von New Mexiko dafür entschieden gleich weiter in den Süden zu fahren. Ein langer Autotag geht hier gerade zu Ende. Frostige -5°C, aber gute Stimmung bei unseren zwei Protagonisten. Wie hat doch der alte Nikolaus August Otto so schön gesagt, "Wer sein Auto liebt, der verlässt es auch nachts nicht." (die Quelle für dieses Zitat habe ich verlegt)


Am nächsten Morgen gab es ein ausgezeichnetes continental breakfast im einzigen Diner des kleine Ortes, der genau so heißt wie der höchste Berg dieses verlorenen Gebirges: El Capitan.

Hier entern wir gerade das Wüstenstädtchen Almogodoro. Es gibt so viele amerikanische Orte wie diese. Entlang der Strasse Shops, Handwerker, Tankstellen, Fast-Food, Supermärkte dicht gedrängt und reich beschildert. Vereinzelt führen Strassen ins Hinterland. Dort liegen die Häuser der Einwohner verstreut.



Der Grund warum wir dorthin gekommen sind: das einzigartige White Sand Dunes National Monument - ein Stück Sandwüste, dass zwischen zwei parallelen Gebirgszügen entstanden ist. Zelten für 5$. Wir waren die einzigen an diesem Abend. Kalt und wunderschön. Thomas arbeitet gerade an unserem Gaskocher. Die Versorgung mit "Hot Chocolat and Peppermint Schnaps" war uns das größte Anliegen, wenn die Sonne gegen 5pm den Hut zog. Den Kompass, der mir um den Hals hängt konnten wir für die anschließende Nachtwanderung übrigens sehr gut gebrauchen. In der Nacht sind nämlich nicht nur alle Katzen grau.


Dieser Ort ist etwas besonderes.
Am nächsten Morgen auf dem Weg zurück. Wir treten in unsere Fußstapfen...


Wir sind aufgebrochen, um an diesem Tag die Carlsbad Caverns, riesige Tropfsteinhöhlen nahe des Ortes Carlsbad, zu besuchen. Nach kurzer Fahrt eine kleine Enttäuschung. Die weniger besuchte Slaughter Cave war zur Zeit geschlossen. Die eindrucksvolle Haupthöhle mussten wir uns leider mit vielen Touristen teilen.


Am Abend des selben Tages kamen wir am Guadalupe National Park an. Dieser liegt schon in Texas. Bei stürmischen Wetterverhältnissen bauten wir das Zelt auf, erkundigten uns nach Wettervorhersagen und kochten Pasta mit Tomatensuppensauce. Am nächsten Morgen, kurz vor Sonnenaufgang, am Startpunkt zur Wanderung auf den höchsten Berg von Texas:


Auf halber Höhe. Der Späher.


Nach der 4-stündigen Wanderung gings wieder ab in die Kiste. Eine endlose, schnurgerade Strasse in Texas. Ich hab mich gefühlt wie im Film. Das einzige was einem da begegnet sind schiffsgroße Trucks.


El Paso. Grenzstadt zu Mexiko und Teilstätte der University of Texas. Hier ein Photo aus dem sehr mexikanisch geprägten Südteil. Um einen Burrito zu bestellen mussten wir Hände und Füsse benutzen. Englisch sprach hier niemand.


Über den Dächern der Stadt.


Auf dem Weg durch Arizona passierten wir diesen Wald. Wir haben grundsätzlich immer versucht Landstrassen zu fahren und nicht Autobahn. In diesem Fall hat es sich wieder mal gelohnt. Leider haben wir von Arizona nicht sehr viel gesehen. Wir wollten unbedingt in wärmere Gefilde vorstoßen und so entschieden wir uns für die weite Fahrt nach California in einem Stück.


Endlose Weiten auf der Hochebene.


In der Nacht haben wir noch den Joshua Tree National Park betreten und es uns in unserem Wohnmobil gemütlich gemacht. Palmen und angenehme Temperaturen machten den nächsten Tag zu einem absoluten Highlight.


Der Park ist ein Paradies für Kletterer. Das nächste Bild ist ein Suchbild. Wer findet die wackeren Felsenbesteiger? Kleiner Tipp: Die Felsen sind riesig.


Unser Zeltplatz. Keine Nachbarn, keine Toiletten, kein Wasser (ausser das in unseren Rucksäcken) - aber eine mächtige, ruhige Natur, ein Platz für den Sonnenuntergang und zwei Bier!


Mit diesem Bild lasse ich den Ersten Teil meines Berichtes ausklingen.
Meine Augen fallen auch schon zu.

Bis bald,
Euer Boris